Der Bildschnitzer und Ratsherr
TILMAN RIEMENSCHNEIDER
Der bedeutende deutsche Bildschnitzer geriet als Zeitzeuge in Würzburg in den Sog der Ereignisse.
Die Historische Figur
Tilman Riemenschneider zählt zu den bekanntesten Künstlern am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. 1504 wurde er in den Rat der Stadt Würzburg berufen, dem er über 20 Jahre lang angehörte. In dieser Zeit bekleidete er hochrangige Funktionen und vertrat die Interessen der Stadt gegenüber dem Bischof und den Domherren. Seine öffentlichen Ämter und Privilegien verschafften ihm nicht nur ein herausragendes gesellschaftliches Ansehen, sondern auch lukrative Aufträge.
Der Rat der Stadt Würzburg geriet immer wieder in Konflikte mit dem mächtigen Bischof, der als Landesherr in der Festung Marienberg direkt oberhalb der Stadt residierte. Dieser Streit eskalierte 1525 während des Deutschen Bauernkriegs, als aufständische Bauern vor die Stadt Würzburg zogen und die Bürger sich mit ihnen gegen den Bischof verbündeten.
Zur entscheidenden Schlacht kam es am 4. Juni 1525: die anrückenden Landsknechte des Georg Truchsess von Waldburg vernichteten das Bauernheer. Da die Bauern am Vortag von ihrem militärischen Führer Götz von Berlichingen verlassen worden waren, mussten sie führerlos in den Kampf ziehen. Binnen zwei Stunden wurden 8000 Bauern getötet. Als die gut ausgerüsteten und kampferprobten Truppen des Bischofs zum Angriff auf die Stadt übergingen, endete auch der Aufstand der Bürger in ihrer Niederlage und Unterwerfung.
Die Anführer des Aufstands – unter ihnen alle Würzburger Ratsherren – wurden in den Verliesen der Festung Marienberg eingekerkert, gefoltert und zum Teil grausam bestraft. Auch Riemenschneider verbrachte zwei Monate in Kerkerhaft. Gegen Zahlung der Hälfte seines Vermögens wurde er schließlich freigelassen. Er verlor in der Folge aber seine politischen Ämter und konnte an die Erfolge der Zeit vor dem Bauernkrieg nicht mehr anknüpfen.